Gerda Nietzer

1943




 
geboren in Give/Dänemark
lebt und arbeitet in Dänemark
Ausbildung als Fotografin
mehrere Jahre Schülerin der Oldenburger Malerin
Marie Meyer-Glaeseker
Studium der Malerei an der Hochschule für Kunst/Bremen
seit 1987   zahlreiche Einzelausstellungen

Im Kreislauf

Nicht die lange Tradition, in der die Blumenmalerei steht, sondern deren Banalisierung und schlichte Beliebigkeit haben in einer Zeit, in der Kunst nach Bedeutung und Mitteilung drängt, zu Distanz, gar zu Ablehnung geführt, zumal Blumenmalerei fast immer im Verdacht steht, mit der Schönheit der Natur ein optimistisches, ein unwahr schönes Lebensbild zu wollen.

Obwohl es also sehr umstritten ist und häufig abgelehnt wird, hat sich Gerda Nietzer dieses Themas angenommen. Ihr sind Blüten, Blumen, Pflanzen in natürlicher Umgebung unmittelbar Anlaß zu einer bemerkenswertenMalerei. Dabei kennt sie die Gefahr, die sich aus einer vollkommenen und gut gemalten Blüte ergibt, schlicht zu schön zu werden, um noch wahr zu sein. Deshalb setzt die Künstlerin viele malerische Mittel ein, die Spannung zu erhalten, die von einer Pflanzengruppe in der Natur ausgehen kann. Denn sie demonstriert noch den Kreis auf, der einmal auch das Leben der Menschen bestimmt hat und der bei diesen verlorengegangen ist zugunsten einer Zielgerichtetheit, die an die Stelle der Wiederkehr die Erlösung setzt. In den Pflanzen erkennt Gerda Nietzer noch den Kreislauf vom Werden und Vergehen, das aber nicht den endgültigen Tod meint, sondern nur die Versammlung, um Kraft für ein neues Werden zu gewinnen.

Die Natur hat den Blüten den Zauber reiner Verführungskraft gegeben; doch das Bild ist von komplexerer Art: Es soll diesen Schleier der Schönheit durchdringen und die Wahrheit von Werden und Vergehen verkünden. So malt Gerda Nietzer die Blütenfarben in oft vielfältig gebrochenen Tönen, mischt Schwarz unter das leuchtende Rot, betont die Dunkelheiten, wenn das Helle zu licht wird, und löst die Farben im differenzierten Weiß auf, wenn das Licht die Oberfläche überflutet. Jedes Bild stellt einen Streit zwischen Hell und Dunkel dar; auch wenn dieses in den Bildecken verdrängt wird, ist es mächtig genug, die Harmonien nachhaltig zu stören, die sich aus den warmen Farben zu ergeben scheinen. Und noch wichtiger sind Farbauftrag und inhaltlich nicht näher bestimmte Formen, die sich von den Bildseiten nähern, unter die Blätter drängen oder sich auf sie legen, um ihnen die Eindeutigkeit zu nehmen.